Pekeressen
Wenn im Herbst die frischen Kartoffeln gerodet sind, beginnt wieder die Zeit des Pekeressens. Dieses Gericht soll seinen Ursprung in Bollensen haben, hat sich aber inzwischen in fast allen Ortschaften des Uslarer Raumes seinen festen Platz erobert.
Das Wort kommt aus dem Plattdeutschen: peken = kleben. Noch vor etwa 200 Jahren galt die größte Sorge unserer Vorfahren der Ernährung ihrer meist zahlreichen Familien. Das Gebet um das tägliche Brot war durchaus wörtlich zu nehmen, denn gerade dieses wichtige Nahrungsmittel war nicht selten knapp. Vor allem bei ärmeren Familien war öfters der Hunger zu Gast. Nachdem sich die Kartoffel auch in unserem Raum durchgesetzt hatte, besserte sich die Lage. Wenn das Brot nicht reichte, klebten die Menschen Kartoffelscheiben an den heißen Ofen, dort wurden sie geröstet und anschließend verzehrt.
Aus dieser Notmaßnahme ist inzwischen eine üppige Mahlzeit geworden. Die Grundlage bilden nach wie vor die Kartoffeln. Sie sollen von knapp mittlerer Größe sein und werden besonders ausgelesen - für jeden Erwachsenen rechnet man 10 Stück. Rechtzeitig vor dem Essen ist das gründliche Waschen wichtig, denn die Kartoffeln müssen noch genügend Zeit zum Trocknen haben. Die größte Bedeutung kommt dem Garen zu, was im Backofen geschieht. Die sauberen, trockenen Kartoffeln werden ungeschält in den Vorgeheizten Ofen geschoben und so lange gebacken, bis sie leicht schrumpelig sind.
So werden sie mit der Pelle verzehrt. Dazu gehört frisches Mett - in der Regel 250 g pro Person, - Butter, Zwiebeln, Salz und Pfeffer. Kenner zerteilen die heiße Kartoffel, nehmen ein Stück davon in die Hand, legen Mett darauf, fügen Butter hinzu und verzehren diesen Bissen. Nach alter Sitte ist bei dieser Mahlzeit als Besteck nur ein Messer zugelassen. Selbstverständlich gehört zu diesem deftigen Gericht auch ein klarer Schnaps.
Pekeressen ist in den Familien sehr beliebt, eignet sich aber besonders für eine größere Runde. Bei den Vereinsversammlungen im späten Herbst und Winter ist es seit Generationen ein unverzichtbarer Teil der Tagesordnung.
aus "Bollensen - Ein Dorf und seine Geschichte"
Vom Kartoffelbraten und „Peker"-Essen
Der Heimatdichter Heinrich Sohnrey beschreibt in seinem Buch „Die Sollinger" (S. 169) den alten Brauch „Kartoffelbraten". Eine ähnliche Bewandtnis hat es auch mit dem „Peker"-Braten auf sich. Beides geschieht vornehmlich im Herbst nach der Kartoffelernte, weil die frischen Kartoffeln sich am besten dazu eignen und am besten schmecken.
Während das Kartoffel braten meistens draußen auf dem Kartoffelfelde vonstatten geht, werden die „Peker" zu Hause auf dem Küchenherd vorbereitet. Dies geschah folgendermaßen: Die Kartoffeln wurden schön sauber gemacht, dann in der Länge durchgeschnitten, so daß man zwei flache Kartoffelhälften hatte. Diese wurden mit der Schnittseite entweder auf die Herdplatte oder an die Feuerseite des (Herd-) Backofens geklebt. Und weil dieses hauptsächlich „auf dem Lande" üblich war, muß man für das Wort Kleben natürlich die plattdeutsche Bezeichnung benutzen und die heißt eben „peken" oder auch „pieken", daher „Pekers" oder „Piekers".
Wenn die so angeklebten Kartoffelscheiben gar waren, fielen sie von der Backofenseite herunter und man konnte sie essen. Die auf die Herdplatte gelegten Kartoffelhälften „pekten" allerdings fest und man mußte sie mit einem Messer lösen. So ist uns der alte Brauch „Peker-Essen" von unseren Vorfahren überliefert worden.
Die Pekers muß man nicht unbedingt ohne Zutaten essen, man kann sie auch - wie heute üblich - mit Butter und Gehacktes essen.
Wenn ein Peker-Essen im großen veranstaltet werden soll, werden heute mittelgroße Kartoffeln ausgesucht, fein gesäubert - zum Teil mit Bürsten - und dann zu einem Bäcker gebracht. Der Bäcker breitet die Kartoffeln auf Kuchenblechen aus und schiebt sie in den großen Backofen. Dort bleiben sie, bis die Kartoffeln gar und krustig sind. Dann kommen sie auf den Tisch, dazu wird Butter und Gehacktes gereicht.
Woher stammt das Wort "Peker"? Das Wort, es stammt aus alter Zeit, Wir schnitten Kartoffeln in Scheiben, Erst garen wir sie auf einer Seite, (Peken = kleben, Klumpe = Klöße), |
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Zeichnung: Edmund Koniecki |
Hermine Körner aus Sollinger Heimatblätter 01/1991 |
Pekergedichte
Ein hohes Lied auf Peker Der Wert der Kartoffel ist uns bekannt, Von den Ballaststoffen sollte man reden, Ursprünglich wuchs die Kartoffel in den Anden, Und was hat die tüchtige Hausfrau aus ihr gemacht? Bratkartoffeln, Puffer, Klöße und Brei Doch ihr höchster Genuß ist anerkannt: Und da sie bei uns wächst, nicht auf Bergespisten, Ursprünglich haben, der Sparsamkeit wegen, Und diese schlichte Gottesgabe ist alles Und jeder Verein im Ahletale Man genieße Peker, zehn an der Zahle Ein Klümpchen Butter erhöht den Genuß, Nachdem sie gemampft zehn oder mehr Peker, Doch bevor die aus Uslar zu singen anfangen, Denn Uslar im Solling bietet hier Doch vergessen wir überm Biergedicht |
Zum Pekeressen Wenn der Herbst zieht in das Land, Bratmeister haben wohl bedacht, |
Hermine Körber | Richard Flentje |
aus "Sollinger Heimatblätter 01/1991" | aus "Bollensen - ein Dorf und seine Geschichte" |
Peker heute: