Bollensen liegt in Südniedersachsen am Rande des Sollings im Landkreis Northeim, ist einer von 19 Ortsteilen der Stadt Uslar und hat zur Zeit 432 Einwohner (Stand 31.12.2023). Unser Ort liegt ca. 170 m über NN und ca. 3 km westlich der Stadt Uslar, direkt an der Bundesstrasse 241.
Erstmals wurde unser Ort 1015 erwähnt und feierte somit 2015 seinen 1.000-jährigen Geburtstag.
Das Ortswappen von Bollensen:
Wappenbeschreibung: In Grün über silbernen Wellenbalken ein goldenes Rehgeweih.
Dieser Wappeninhalt bezieht sich auf die Lage des Ortes im schönen Rehbachtal und darauf, dass im Volksmunde der Ort immer mit diesem Tal in Verbindung gebracht wird.
Beschluß des Gemeinderates am 2.5.1946; Genehmgg. durch den Reg.Präs. in Hildesheim am 2.4.1948; Verleihung durch den Landkreis Northeim am 18.3.1950
Willi Wieneke/Wolfgang Herwig
Geschichte der Ortschaft Bollensen
Die Entwicklung in Stichworten
Bollensen liegt am Südrande des Sollings im Rehbachtal. Der Ortskern befindet sich etwa 170 m über dem Meeresspiegel, die Gemarkung umfaßt 452 ha.
Unter dem Namen Bullanhusun taucht die Ansiedlung erstmals in einer Urkunde auf, mit der ein Adeliger namens Richard seinen Besitz für sein und seiner Eltern Seelenheil dem Bischof Meinwerk in Paderborn übereignet hat. In dessen Amtszeit von 1009 - 1036 muß dieses leider nicht datierte Dokument ausgefertigt sein. Mit der nächsten Urkunde vom 09. Juni 1286 verpfändet die Familie Wlome den Zehnten von Bollenhuseri der Kirche in Lippoldsberg.
1543 wurde mit der Reformation die Lehre Martin Luthers eingeführt. Über die Einwohnerschaft gibt erstmalig die Calenbergische Musterungsrolle von 1595 Auskunft: im Dorfe wohnten 32 wehrfähige Männer. Davon waren 7 Ackerleute, 3 Halbspänner und 22 Köthner - mit ihren Familien dürften das um die 200 Einwohner gewesen sein. Der Lebensunterhalt mußte ausschließlich aus der Landwirtschaft bestritten werden, der Wald spielte auch als Viehweide eine bedeutende Rolle.
Ab 1663 war der Bollenser Pastor gleichzeitig Pfarradjunktus in Uslar und Konrektor der dortigen Schule. Aus dem Jahre 1671 stammt der erste schriftliche Beleg, daß in Bollensen Schulunterricht stattfand, das war Aufgabe des Küsters.
Die erste Einwohnerliste liegt aus dem Jahre 1689 vor, sie enthält 191 Namen. Dabei fällt auf, daß sich gegenüber 1585 bis auf eine Ausnahme alle Familiennamen geändert haben. Vermutlich war das eine Folge des 30 jährigen Krieges und der verheerenden Seuchen, welche zahlreiche Opfer forderten.
Seit 1757 sind die Pfarre Bollensen und die Kapellengemeinden um Uslar ständig miteinander verbunden. In der Zeit von 1828 - 1832 wurde die Straße von Nörten über Hardegsen - Uslar nach Lauenförde ausgebaut und mit einer festen Decke versehen, die Einwohner hatten dazu Hand- und Spanndienste zu leisten. Ab 1840 konnten die zahlreichen Verpflichtungen der Einwohner gegenüber der Grundherrschaft durch Zahlung des 25fachen Jahreswertes abgelöst werden.
Im Jahre 1854 wurde eine neu errichtete Schule eingeweiht. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Northeim - Ottbergen im Jahre 1878 begann das technische Zeitalter. Der hohe Bahndamm hat die Feldmark zerschnitten und das Landschaftsbild völlig verändert. Am 29. 07. 1883 fand die Weihe der neu erbauten Kirche statt. Im gleichen Jahr bekam die Schule erstmals ein Klassenzimmer, bis dahin war der Unterricht in den Wohnräumen des Lehrers gehalten worden.
In den folgenden Jahren wurden die Rechte der Reihestellenbesitzer in den staatlichen Forsten durch Barentschädigung abgelöst und in der Bollenser Feldmark wurde eine Verkoppelung (Flurbereinigung) durchgeführt. 1863 bauten 11 Interessenten die erste Wasserleitung im Dorf.
1923 brannte in Bollensen zum ersten Mal elektrisches Licht, der Strom wurde zunächst in der Mühle erzeugt. 1938 entstand die kommunale Wasserleitung.
Durch den Zustrom der Vertriebenen und Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Einwohnerzahl im Jahre 1947 mit knapp 900 etwa verdoppelt. Manche sind wieder abgewandert, viele haben hier ihre neue Heimat gefunden.
Mit der kommunalen Neugliederung wurde Bollensen am 01.03.1974 ein Ortsteil der Stadt Uslar und am 31.08.1975 wurde die Volksschule geschlossen. Nach gründlichem Umbau dient sie jetzt als Dorfgemeinschaftsanlage, verwaltet von einem Trägerverein.
Im Jahre 1988 hat Bollensen 550 Einwohner (445 - Stand 30.06.2021). Nur wenige leben ausschließlich von der Landwirtschaft. Die meisten Erwerbstätigen sind in Industrie- und Dienstleistungsbetrieben in Uslar beschäftigt, aber auch weitere Wege u.a. nach Göttingen und noch weiter werden zur Arbeitsstätte in Kauf genommen.
7 Vereine beleben die Dorfgemeinschaft (in Klammern: Gründungsjahr): 1. Turn- und Sportverein (1911), 2. Freiwillige Feuerwehr (1953) mit Spielmannszug (1954), 3. Junggesellenclub (1957), 4. Verein für Deutsche Schäferhunde (1973), 5. Heimat- und Kulturverein (1974), 6. Hanomagclub (2001), und 7. Trägerverein Dorfgemeinschaftsanlage (2009); außerdem die Kirchengemeinde St. Martini (1883) und die Jagdgenossenschaft Bollensen (1850).
In Bollensen vorhandene, doch jetzt nicht mehr aktive bzw. aufgelöste Vereine/Gruppen/Interessenverbände:
Kriegerverein Bollensen (Kyffhäuser Kameradschaft (1888), Bergmannsverein "Glückauf" Bollensen, später Arbeiter-Verein "Einigkeit" Bollensen (Gesangverein) (1904), Ziegenzuchtverein Bollensen (1908-1967), Männer-Gesang-Verein Bollensen (Gesangverein "Teutonia" Bollensen) (1875-2009), Arbeiter-Sportverein (1922-1933), Sozialverband Deutschland (Reichsbund) OG Bollensen (1947-2012), Spar- und Darlehenskasse Bollensen (1907-1979), SPD - Ortsgruppe Bollensen (1961 - ....), BVD - Bund der Vertriebenen Deutschen (1950 - ....), ZVD - Zentralverband der Vertiebenen Deutschlands (1950 - ....), Aufbaugemeinschaft der Kriegsbeschädigten (1950 - ....), Kreiswirtschaftsgenossenschaft (Vorläufer des Kornhauses Uslar), Molkereigenossenschaft Uslar (1896 - 1972), Konsumgenossenschaft sowie Zuckerfabrik Uslar (1885 - 1905)
aus "Sollinger Heimatblätter" 3/1988
überarbeitet in 2021
von Ortsheimatpfleger Wolfgang Herwig